https://www.naturadb.de/pflanzen/tussilago-farfara/?thema=44
Licht: | Sonne |
Boden: | durchlässig bis normal |
Wasser: | feucht bis trocken |
Nährstoffe: | nährstoffarmer bis normaler Boden |
Kübel/Balkon geeignet: | ja |
Pflanzenart: | Staude |
Wuchs: | krautig |
Höhe: | 10 - 30 cm |
frostverträglich: | bis -23 °C (bis Klimazone 6) |
Wurzelsystem: | Flachwurzler |
Blütenfarbe: | gelb |
Blühzeit: | |
Blütenform: | strahlenförmig, radiärsymmetrisch |
Blattfarbe: | grün |
Blattphase: | sommergrün |
Blattform: | rund bis rundlich, herzförmig |
Bestandssituation (Rote Liste): | sehr häufig |
Gefährdung (Rote Liste): | ungefährdet |
Wildbienen: | 75 (Nektar und/oder Pollen, davon 11 spezialisiert) |
Schmetterlinge: | 3 |
Raupen: | 14 (davon 1 spezialisiert) |
Schwebfliegen: | 35 |
Käfer: | 5 |
Nektarwert: | 2/4 - mäßig |
Pollenwert: | 3/4 - viel |
floraweb.de.
Höhenlage: |
planar (<100m1 / <300m)2 bis alpin (>1000m1 / 2000m-3000m)2 1 Mittelgebirge / 2 Alpen |
ist essbar |
Blätter, Blüten Verwendung: Gemüse, Salat, Kräuter, Tee |
Keimer: | Lichtkeimer |
Eignung im Hortus: Was bedeutet Hortus? |
gut geeignet für Hotspot-Zone |
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Huflattich (Tussilago farfara) ist ein in Deutschland sehr häufiges Kraut, das als Pionierpflanze an lichten Wegrändern, Böschungen, Steinbrüchen sowie auf Schuttplätzen und Äckern vorkommt. Oberirdisch erreichen die Triebe des zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) gehörigen Frühblühers 10-30 Zentimeter Höhe, unterirdisch reicht das Wurzelwerk bis zu einem Meter Tiefe und sorgt für ausdauernden Bestand.
Die 2,5 Zentimeter messenden Blüten erscheinen im Frühjahr noch vor den Blättern. Sie sind leuchtend gelb, mit etwa 300 randständigen weiblichen Zungenblüten und 30-40 männlichen Röhrenblüten in der Mitte, die zusammen in einem dichtgedrängten Körbchen stehen. Der Blütenstiel ist graufilzig behaart und mit dunkelgrünen bis braunen schmallanzettlichen Schuppen besetzt. Nach dem Abblühen schließen sich die Blütenstände und nicken, später stehen sie aufrecht. Während der Fruchtreife wachsen die Blütenstände noch ein beträchtliches Stück weiter in die Höhe und sorgen so dafür, dass der Wind die mit einem großen Löwenzahn-ähnlichen Pappus versehenen länglich-gebogenen braunen Achänen weit davontragen kann.
Die herzförmigen, bis zu 20 Zentimeter breiten Blätter des Huflattichs sind langgestielt und stehen in einer grundständigen Rosette. Ihr Rand ist mit vereinzelten kleinen schwarzen und spitzen Zähnen versehen, die Unterseite dicht filzig behaart und die Nerven ebenso wie der Blattstiel häufig rot überlaufen. Letzterer ist oben eingebuchtet, mit zwei deutlichen Längswülsten. Auf der Blattoberseite ist der weiße Filz deutlich spärlicher.
Der Huflattich nimmt mit so ziemlich jedem Gartenboden vorlieb, Hauptsache er steht in voller Sonne. Feucht und warm mit guter Durchlässigkeit hat er es am liebsten. Längere Trockenphasen übersteht er unbeschadet.
Ein Schneiden ist nicht notwendig, bestenfalls muss man das Wachstum mit dem Spaten begrenzen, falls der Huflattich sich zu weit auszubreiten droht.
Will man ihn aussäen, dürfen die Samen nur leicht auf die Erde angedrückt werden, denn Huflattich ist ein Lichtkeimer. Ansonsten kann man sich seiner Wurzelausläufer bedienen, die knapp unter der Oberfläche bis zu zwei Metern in die Breite gehen und für unverhofftes Erscheinen von Blüten an weit entfernter Stelle sorgen.
Die früh im Jahr erscheinenden gelben Blüten machen sich in Staudenbeete und Rabatten gut. Wer unkontrollierte Verbreitung im Garten befürchtet, kann ihn in Kübeln oder Containern anpflanzen, sodass die weitreichenden Wurzeln unter Kontrolle bleiben. Aber Achtung: Er sät sich auch selbst aus. Auf der Terrasse oder einem Balkon ist das nicht weiter schlimm, und man kann damit vielen Insekten Nahrung anbieten.
Der Huflattich gilt als recht robust, aber bisweilen finden sich unschöne braune Flecken auf den Blättern. Sie sind auf die Tätigkeit von Rostpilzen der Gattung Puccinia und dem auf Huflattich spezialisierten Coleosporium tussilaginis zurückzuführen.
Die Bestäubung des Huflattichs erfolgt vor allem durch Bienen, Käfer und Schwebfliegen. Neben Honigbienen finden sich auf den gelben Blüten insgesamt vierzehn Wildbienen ein, darunter acht Sandbienen (Andrena spec.) wie die spezialisierte Huflattich-Sandbiene (Andrena tussilago), fünf Furchenbienen (Lasioglossum spec.) und die Zweifarbige Schneckenhausbiene (Osmia bicolor). Sie sammeln sowohl Pollen als auch Nektar für ihre Nachkommenschaft.
Am Nektar sind auch vier Schmetterlinge interessiert, darunter Weißlinge (Pieris spec.) und der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni). Noch größer ist die Nachfrage bei den Blättern als Raupenfutter, denn diese dienen 15 Schmetterlingen als Nahrungsgrundlage ihres Nachwuchses.
Huflattich ist eine alte Heilpflanze, die man früher wegen seiner adstringierenden, krampf- und schleimlösenden Eigenschaften einsetzte. Ein aus den Blättern (Farfarae folium) hergestellter Tee hilft bei Erkältungskrankheiten innerlich eingenommen und zum Gurgeln. Darauf deutet sein lateinischer Name hin, denn tussis bedeutet Husten. Wirksame Bestandteile sind Schleimstoffe, Gerbstoffe, etherisches Öl, Bitterstoffe und Flavonoide. 1994 hat man ihn als Heilpflanze des Jahres gewählt. Inzwischen rät man ausdrücklich von Huflattich als Heilpflanze ab, da die Blätter krebserregende und leberschädigende Pyrrolizidin-Alkaloide enthalten.
Verwechslungsgefahr besteht bei den Blättern. Sie ähneln denen der giftigen Weißen Pestwurz (Petasites alba), die allerdings mit bis zu 40 Zentimetern fast doppelt so groß werden können und keine kleinen schwarzen Zähnchen am Rand aufweisen. Zudem erscheinen bei der Pestwurz die filigranen weißen und in dichten Trauben stehenden Blüten zusammen mit den Blättern. Betrachtet man den durchtrennten Blattstiel, stehen beim Huflattich die Leitbündel in einem U, die der Weißen Pestwurz sind dagegen über den ganzen Querschnitt verteilt.
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Huflattich wurde früher wegen seiner adstringierenden und schleimlösenden Wirkung als Hustenmittel verwendet. Inzwischen ist man davon abgekommen, denn er enthält als krebserregend geltende Pyrrolizidin-Alkaloide. Insbesondere Kinder und Frauen in Schwangerschaft und Stillzeit sollten daher keinen Hustentee mit Huflattichblättern trinken, sondern auf andere Präparate ausweichen.
Im Februar erscheinen zunächst die an Löwenzahn erinnernden gelben Blüten vielerorts als erster Blütenschmuck des Jahres überhaupt. Sie stehen auf weißfilzig behaarten, mit länglichen Schuppen bedeckten Blütenständen und zeigen sich vor den Laubblättern. Diese sind lang gestielt und stehen in einer grundständigen Rosette. Sie sind saftiggrün, mit einem dichten weißen Filz auf der Unterseite und kleinen, dunkler gefärbten Zähnchen am Blattrand. Verwechslungsgefahr besteht bei den Blättern mit denen der Weißen Pestwurz, die eine Giftpflanze ist.
Huflattich ist ähnlich wie viele andere Korbblütler, insbesondere das Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaeae), wegen der darin enthaltenen Pyrrolizidin-Alkaloide in Verruf geraten. Sie gelten als krebserregend und leberschädigend. Es gibt zwar Pyrrolizidin-armen Zuchtsorten, aber nichtsdestotrotz sind die Blätter Farfarae folium aus dem Deutschen Arzneibuch (DAB) verschwunden.
Die Europäische Arneimittelzulassungsbehörde EMA empfiehlt eine maximale Tageshöchstdosis von 0,35 µg Pyrrolizidin-Alkaloiden, wohingegen es in der Europäischen Union überhaupt keinen gesetzlich festgelegten Grenzwert gibt. Stattdessen wird vor dem Verzehr abgeraten, da die Giftstoffe auch in kleinen Mengen in verbreiteten Nahrungsmitteln wie diversen Kräutertees vorkommen.
Kinder und Frauen in Schwangerschaft und Stillzeit sollten grundsätzlich auf das alte Heilmittel verzichten. Bei Heuschnupfen und Allergie gegen andere Korbblütler sollte man Huflattich ebenfalls nicht verwenden, denn es kann zu Kreuzreaktionen kommen.
Als weit verbreitete Pionierpflanze ist Huflattich hart im Nehmen. Er wächst häufig als erste Pflanze überhaupt auf Schlacken- und Abraumhalden und macht sogar vor den kargen Landschaften des Braunkohle-Tagebaus nicht halt. Ansonsten findet man ihn an Wegrändern und Böschungen, auf Äckern, Feldern, Ruderalstellen oder Industriebrachen in voller Sonne.
Getrocknete Huflattichblätter hat man bereits in der Antike gegen asthmatische Beschwerden eingesetzt. In der Neuzeit verwendete man das „Tabakskraut“ zur Raucherentwöhnung. Heute rät man von solchen Anwendungen ab, sogar von dem früher häufigen Gebrauch als Hustenlöser. Der Grund sind die Pyrrolizidin-Alkaloide des Huflattichs, die die Leber schädigen und mutagen wirken. Letzteres erhöht das Krebsrisiko. Vor allem Kinder wie auch Schwangere und stillende Mütter sollten Präparate mit Huflattich meiden.
Huflattich ist in Mitteleuropa heimisch und Nahrungsquelle/Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge und Schmetterlingsraupen